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Spendenprojekt Uganda

Patenprojekte in Butiru (Uganda)

Seit einigen Jahren unterstützt die Kirchengemeinde Stöckheim Patenprojekte in Uganda. Zustande gekommen ist dieser Kontakt durch eine direkte familiäre Verbindung von Stöckheim nach Butiru. Elisabeth Mwaka, geb. Schulze, hat in den letzten 25 Jahren in dieser Region im Osten Afrikas unglaublich vieles aufgebaut: Schulen und Krankenhäuser, Ausbildungsstätten für Frauen und Hilfe für unzählige (Aids-)Waisen. Über den „Freundeskreis Christliche Sozialarbeit in Uganda“ kann man sich näher informieren.

Elisabeth Mwaka ist im Jahr 2019 als Würdigung ihrer Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.

Corona-Virus und Hungersnot (April 2020)

Interview mit Elisabeth Mwaka am 24. April 2020

Stimmung in Butiru

Es ist in den letzten Wochen sehr still, wir sind mittlerweile in der 5. Woche Ausgangssperre. Anfangs herrschte viel Angst vor einer Ausbreitung des Virus, mittlerweile ist es die zunehmende wirtschaftliche Krise, die Angst und auch mehr und mehr Unwillen hervorruft. So wie wir es derzeit sehen, wird Afrika nicht am Virus sterben, sondern am Hunger und an fehlenden Malariamedikamenten.

Erkennt die Menschheit den Ernst der Lage?

Ich denke schon. In Ländern südlich der Sahara sind ja Infektionskrankheiten immer wieder ein Thema, im Moment kämpft zum Beispiel unser Nachbar Kongo wieder mit neuen Ebola-Fällen.

Sorry, aber ich frage hier mal: erkennt die Erste Welt den Ernst der Tatsache, dass bisher jeden Tag 25.000 Menschen (vor allem Kinder) an Hunger sterben, und sich diese Zahl voraussichtlich durch den Corona-Lockdown verdoppeln wird? Dass jeden Tag im subsaharischen Afrika etwa 3.000 Kinder an Malaria sterben, und sich auch diese Zahl durch Corona verdoppeln wird, weil einfach keine Medikamente mehr vorhanden sind beziehungsweise die Menschen sich keine Behandlung mehr leisten können.

Die Medien haben eine große Macht. Wir bekommen hier BBC, Deutsche Welle und auch Aljazera… und es ist nicht zu fassen, wie den ganzen Tag nur ein Thema behandelt wird: Corona. Wenn die Medien sich einmal entschließen würden, den Welthunger täglich dermaßen zu thematisieren, dann wäre das Problem wahrscheinlich schon gelöst.

Holger, Du merkst, in mir kocht es gerade einigermaßen. Danke für alles Aussortieren.

Ich hänge Dir am Ende mal ein paar Fotos von notleidenden Familien an, die wirklich schlimm vom Lockdown betroffen sind. Ein Großteil unserer Leute existieren wirklich täglich, sozusagen von der Hand in den Mund, vom Kleinhandel und von kleinen Dienstleistungen, und diese Einnahmen fehlen jetzt bereits seit fünf Wochen

Gibt es schon Corona-Tote im Ort oder Umkreis?

Mit heutigem Stand hat Uganda offiziell 74 Menschen positiv auf das Virus getestet, 46 davon sind bereits genesen und wieder Zuhause. Keine Todesfälle. Die meisten Fälle wurden direkt am Flughafen in Quarantäne genommen, einige wenige neue Fälle kommen jetzt durch Truckdrivers an den Grenzen nach Kenya und Tanzania dazu. Sie sind hauptsächlich asymptomatisch, werden dann durch das Screening erkannt.

Im Hospital gibt es trotzdem genug Arbeit. Es ist große Regenzeit, Moskitos brüten vermehrt und wir haben viele Malariafälle. Auch Tuberkulose bricht in diesen kalten Zeiten vermehrt zum Beispiel bei den HIV-Patienten aus.

Stehen Masken und Desinfektionsmittel zur Verfügung?

Wir haben harsche blaue Stangenseife und überall Wasserkanister zum Händewaschen. Dank Hilfe des Freundeskreises konnten wir da in den ersten beiden Wochen auch in über 90 Dörfern unserer südlichen Mt-Elgon-Region Aufklärung in der einheimischen Sprache vorantreiben und insgesamt 350 dieser Waschstellen mit Seife verteilen. Ob es daran liegt… jedenfalls wurden in unserer Gegend, trotz der Nähe zur ungesicherten kenianischen Grenze bisher keine Fälle bekannt. Für hustenden Patienten haben wir einen Isolierbereich im Hospital. Dann stellt unsere Schulschneiderei auch Gesichstmasken für unser Hospitalpersonal, für die Barfußdoktoren in den Dörfern und generell für hustende Menschen her. Die konnten wir auch jedem Bürgermeister einen Stapel für hustende Menschen im Dorf geben.

Nebst eventueller Verhütung einer Corona-Ausbreitung sehen wir derzeit auch weniger Typhusfälle und bisher noch keinen Choleraausbruch… sonst sehr verbreitet in den Regenzeiten. Wir führen das auf vermehrtes Händewaschen in unserer Umgebung zurück und freuen uns. Das möchten wir auch für die Zukunft weiter mit unseren Dorfgesundheitsarbeitern verfolgen und ermutigen.

Halten Menschen Abstand?

Auf jeden Fall mehr als vorher. Gerade wo alle Dorfmärkte geschlossen sind und die Menschen abends nicht mehr auf den Dorfplätzen zusammen kommen

Können Hygieneregeln befolgt werden oder fehlt Infrastruktur?

Da die Regierung keine Unterstützung hierbei gibt und da auch zum Beispiel in Mbale alles an Masken und Desinfektionsmitteln ausverkauft ist, beschränken wir uns (mittlerweile auch im Hospital) hauptsächlich auf Händewaschen und die selbstgenähten Gesichtsmasken. Im Hospital achten wir zudem auf Abstand zwischen den wartenden ambulanten Patienten, sie sitzen nicht mehr auf der Veranda, sondern verteilt unter den Bäumen.

Ist das Krankenhaus noch arbeitsfähig oder schon überlastet?

Mit Corona nicht überlastet, ansonsten sehen wir den üblichen Anstieg von Regenzeit-Patienten. Ein großes Problem ist derzeit, daß fast keiner der Patienten mehr zu den Behandlungsgebühren beitragen kann, und wir können sie ja nicht wegschicken. Dank Freundeskreis konnten wir hier gleich zu Beginn der Sperre die Hospitalapotheke bereits gut auffüllen, wissen aber im Moment grad nicht, woher April-Gehälter kommen sollen. Da werden wir erheblich kürzen müssen und auch etliche entlassen, wenn die Sperre noch weitergehen sollte.

Reagieren die Menschen rational auf die Krise, oder auch mit Aberglauben?

Es gibt etliche Spekulationen, die hier herumgehen. Auch zunehmender Argwohn gegenüber chinesischen Menschen, die ungehindert mit ihren Baufirmen an Straßenbauprojekten weiterarbeiten dürfen.

Ansonsten sieht man hier bei uns wie gesagt wirklich keine Corona-Patienten. Da steht der Hunger im Moment im Vordergrund.

Wie schützt Du Dich selbst und Deine Familie?

So wie wir uns all die Jahre auch schon gegen Typhus, Cholera, Ebola und so weiter geschützt haben. Infektionskrankheiten machen bei uns 70 % aller Fälle aus… da ist Selbstschutz schon immer wichtig gewesen.

Welche Hilfe aus Deutschland wäre jetzt willkommen?

Malariamedikamente, Milchpulver (Unterernährung und Hunger ist besonders für Kleinkinder schlimm und führt sehr oft zu Spätfolgen) und generell alle Lebensmittel, Beihilfe zu Lohnkosten um diesen Lockdown überstehen zu können (die Regierung hilft nicht), falls Corona-Fälle doch noch weiter ansteigen sollten, müssten wir auch mit Aufklärung und Verteilung von Seife, Wasserkanistern und Gesichtsmasken in den Dörfern weitermachen.

Projektbeschreibung 2020 (bitte klicken)

Die Gemeinde Stöckheim unterstützt im Jahre 2020 verschiedene Projekte: Das Café Kirchblick übergibt die Einkünfte aus Kuchenspenden an das „Witwenprojekt“, die Frauen des Bastelkreises unterstützen mit  ihrem Basarerlös Mikrokredite für Frauen. Mit Einnahmen aus dem Freiwilligen Kirchenbeitrag ermöglicht die Gemeinde außerdem einem jungen Studenten die Ausbildung zum in der Region dringend benötigten Zahnarzt. „Ein Zahnarzt für Butiru“ – mit Ihrer Spende können Sie sich gern beteiligen.

Projektarbeit

Witwenarbeit

Die Witwen schließen sich in Gruppen zusammen, in denen sie sich gegenseitig helfen und unterstützen, sowohl seelisch als auch praktisch. Spenden für das Witwenprogramm werden zum Beispiel für den Kauf von Ziegen eingesetzt.

55 Witwen aus Butiru, die sich in zwei Gruppen zusammengefunden haben, stellen in Handarbeit Halsketten aus Altpapier her, die sie vor Ort zum Verkauf anbieten. Für die Witwen ist die Arbeit gemeinschaftsfördernd und die Einnahmen helfen lebensnotwendige Dinge, wie Saatgut, Seife, Salz etc. für sich und die Kinder einzukaufen.